Einstellung von Scheinwerfersystemen
Hier finden Sie nützliches Wissen und wertvolle Tipps rund um das Thema Fahrzeugscheinwerfer einstellen.
Wichtiger Sicherheitshinweis
Die nachfolgenden technischen Informationen und Tipps für die Praxis wurden von HELLA erstellt, um Kfz-Werkstätten in ihrer Arbeit professionell zu unterstützen. Die hier auf dieser Webseite bereitgestellten Informationen sollen nur von einschlägig ausgebildetem Fachpersonal genutzt werden.
Sie dienen der Sicht und der Sicherheit: Ordnungsgemäß eingestellte Scheinwerfer sind im Straßenverkehr ein absolutes Muss – und sollten daher regelmäßig durch eine Werkstatt gemessen und gegebenenfalls neu eingestellt werden. Bis vor Kurzem wurde diese Überprüfung noch an der sogenannten „10-Meter-Wand“ erledigt. Bei dieser Messmethode wird das Fahrzeug in einem Abstand von 10 m vor einer hellen Wand abgestellt, die mit bestimmten Markierungen versehen ist. Anhand dieser Markierungen werden anschließend die Scheinwerfer überprüft bzw. eingestellt.
Dies ist bis heute zwar noch eine gesetzlich vorgeschriebene Prüfmethode, sie kommt in der beschriebenen Form aber allenfalls bei der Lichtprüfung von landwirtschaftlichen oder Sonderfahrzeugen zur Anwendung, bei welchen sich die Scheinwerfer auf einer hohen Einbauposition befinden. Denn die Nachteile der „10-Meter-Wand“ liegen auf der Hand: Man benötigt eine relative große, helle sowie freie Wand und dementsprechend viel Platz – beides ist oft insbesondere in kleineren Werkstätten nicht vorhanden. Außerdem stellen heutige moderne Lichtsysteme deutlich höhere Anforderungen an den Messablauf.
Die Scheinwerferprüfung und -einstellung wird daher heute nahezu ausschließlich mithilfe von modernen Scheinwerfereinstellgeräten (kurz: SEG) durchgeführt. Derartige Geräte ermöglichen eine schnellere und flexiblere Überprüfung der Lichtverteilung.
Grundsätzlich simulieren die Scheinwerfereinstellgeräte dabei die oben beschriebene 10-Meter-Wand. Die im Optikkasten eingebaute Linse verkürzt dabei die vorgeschriebene 10-Meter-Messstrecke auf lediglich 50 cm.
Die Nachteile, wie z. B. der hohe Platzbedarf und eine geeignete Wand, entfallen damit. Auch kann ein Scheinwerfereinstellgerät flexibel an mehreren Standorten eingesetzt werden, sofern der Werkstattboden jeweils die erforderlichen Toleranzen einhält.
Für eine exakte Scheinwerfereinstellung sind die Beschaffenheit und der Zustand des Bodens von elementarer Bedeutung. Daher gibt es auch eine eigene Norm (DIN ISO 10604), in der die „Prüffläche“ genau spezifiziert ist und die zulässigen Toleranzen aufgeführt sind.
Werden diese Toleranzen nicht eingehalten, haben selbst kleine Abweichungen große Auswirkungen auf die Lichtverteilung.
Ein Rechenbeispiel macht das deutlich:
Dies zeigt, welch entscheidende Wirkung eine exakte Prüffläche auf die Lichtverteilung hat, denn über Blendung des Gegenverkehrs oder Fahren im Halbdunkel entscheiden nur Millimeter.
Mit einem Nivellierplattensystem, beispielsweise von Hella Gutmann Solutions, lassen sich die Anforderungen an richtlinienkonforme Ebenheit und Neigung des Scheinwerfereinstellplatzes oft auch ohne bauliche Maßnahmen erreichen. Über variable Einstellelemente lässt sich pro Fahrspur ein individueller Höhenausgleich vornehmen.
Bei der Scheinwerfereinstellung ist jedoch nicht nur die Bodenbeschaffenheit wichtig. Das Fahrzeug muss ebenfalls auf die Prüfung vorbereitet werden.
Folgende Punkte sind zu beachten:
Ist die Bodenbeschaffenheit in Ordnung und das Fahrzeug konditioniert, muss für eine exakte Einstellung noch das Scheinwerfereinstellgerät zum Fahrzeug ausgerichtet werden:
Als letzter Punkt, wird nun noch die „Vorneigung“ am Gerät eingestellt. Diese entspricht dem Neigungswinkel der Hell-Dunkel-Grenze des Scheinwerfers. Die Vorneigung wird in % angegeben und ist in der Regel auf dem Scheinwerfer zu finden, siehe Abbildung 6.
Zum Beispiel bedeutet 1 %, dass sich das Abblendlicht auf 10 m Reichweite um 10 cm neigt. Der Prüfschirm wird mit Hilfe des Skalenrads auf die richtige Prozentzahl eingestellt, siehe Abbildung 7.
Hier sind zwei Einstelltabellen mit den Haupteinstellmaßen für die verschieden Fahrzeugtypen aufgeführt.
Fahrzeugart: Kraftfahrzeuge, mehrspurig ausgenommen Land- oder forstwirtschaftliche Zug- und Arbeitsmaschinen oder ähnliche Kfz |
Einstellmaß | ||
---|---|---|---|
Scheinwerfer für Abblendlicht | Nebelscheinwerfer | ||
1.1 | EWG (EG) / ECE als Prüfgrundlage | Am Fahrzeug angebendes Einstellmaß | 2,0 % |
1.1.1 | Kfz mit Beleuchtungsanbau nach der 76 / 756 / EWG oder mit Genehmigung nach der ECE-R 48 | ||
1.2 | StVZO als Prüfgrundlage | ||
1.2.1 | Kfz mit Erstzulassung ab dem 01.01.1990. Scheinwerfer nicht höher als 1.200 mm über der Fahrbahn1) | ||
1.2.2 | Kfz mit Erstzulassung bis zum 31.12.1989. Scheinwerfer nicht höher als 1.400 mm über der Fahrbahn1), sowie Kfz mit Erstzulassung ab dem 01.01.1990. Scheinwerfer höher als 1.200 mm, aber nicht höher als 1.400 mm über der Fahrbahn1) | 1,2 % | 2,0 % |
a) | Pkw (auch Kombinations-Kfz) | 1,2 % | 2,0 % |
b) | Kfz mit niveauregelnder Federung oder automatischem Neigungsausgleich des Lichtbündels2) | 1,0 % | 2,0 % |
c) | Lkw mit vorn liegender Ladefläche | ||
d) | Lkw mit hinten liegender Ladefläche ausgenommen Kfz nach 1.2.2 b) | 3,0 % | 4,0 % |
e) | Sattelzugmaschine ausgenommen Kfz nach 1.2.2 b) | ||
f) | Kraftomnibusse ausgenommen Kfz nach 1.2.2 b) | ||
1.2.3 | Kfz mit Scheinwerfer H ≤ 1.400 mm1) | H/3 | (H/3 + 7) |
2. | Krafträder und ähnliche Kfz | ||
2.1 | 93 / 92 / EWG als Prüfgrundlage | ||
a) | 2-rädige Kleinkrafträder | Keine Anforderungen | |
b) | 3-rädige Kleinkrafträder und 4-rädige Leichtkraftfahrzeuge | ||
c) | Krafträder ohne / mit Beiwagen | 0,5 bis 2,5 % | 2,0 % |
d) | 3-rädige Kleinkrafträder | ||
2.2 | ECE-R 53 als Prüfgrundlage | Am Fahrzeug angebendes Einstellmaß | 2,0 % |
2.3 | StVZO als Prüfgrundlage | 1,0 % | 2,0 % |
3 | Land- oder forstwirtschaftliche Zug- und Arbeitsmaschinen oder ähnliche Kfz | ||
3.1 | EWG (EG) / ECE als Prüfgrundlage | ||
a) | Scheinwerferhöhe: 500 mm < h ≤ 1.200 mm | 0,5 bis 4,0 % | 2,0 % |
b) | Scheinwerferhöhe: 1.200 mm < h ≤ 1.500 mm | 0,5 bis 6,0 % | 2,0 % |
c) | Zusätzliche Scheinwerfer (an Zugmaschinen, die für Frontaufbauten ausgerüstet sind) H ≤ 2.800 mm | H/3 | |
3.2 | StVZO als Prüfungsgrundlage | ||
a) | Einachsige Zug- oder Arbeitsmaschinen mit dauerabgeblendeten Scheinwerfern, auf denen die erforderliche Neigung der Lichtbündelmitte angegeben ist | 2 x N | 2,0 % |
b) | Mehrachsige Zug- oder Arbeitsmaschinen | 1,0 % | 2,0 % |
1) Bis zum höchsten Punkt der leuchtenden Fläche.
2) Eigenheiten dieser Einrichtungen sind nach den Anweisungen der Hersteller zu beachten.
Nun ist das Gerät optimal eingestellt und es können die verschiedenen Lichtverteilungen geprüft und ggf. korrigiert werden.
Seit einiger Zeit bieten einige Hersteller auch sogenannte „Fernlichtassistenten“ als optionale Ausstattungsvariante an. Durch eine Kamera, die in der Windschutzscheibe verbaut ist, wird entgegenkommender oder vorausfahrender Verkehr erkannt und das Fernlicht z. B. automatisch auf- und abgeblendet. Des Weiteren gibt es auch die sogenannte „Vertikale Hell-Dunkel-Grenze“ (VHDG). Dieses Fernlichtsystem produziert eine ganz spezielle Lichtverteilung auf der Straße.
Im Gegensatz zum normalen Fernlicht, dass sich als ovaler Lichtfleck auf dem Prüfschirm abbildet, beschreibt die VHDG eher eine eckige Form, siehe Abbildung 9.
Um diese Fernlichtfunktion einstellen zu können, muss mit Hilfe eines Diagnosetesters ein Menü aufgerufen werden. Die Scheinwerfer werden dann in eine bestimmte Position gefahren und die VHDG angesteuert. Nun muss die vertikale Linie der Lichtverteilung (roter Kreis) genau auf die Zentralmarke des Prüfschirms eingestellt werden. Bei der VHDG ist eine korrekte Einstellung ein unbedingtes Muss, da ansonsten die anderen Verkehrsteilnehmer extremen Blendungen ausgesetzt sein können.
Mit dem Luxmeter kann nach Einstellung der Scheinwerfer unter anderem kontrolliert werden, ob der höchstzulässige Blendwert des Abblendlichtes überschritten wird. In der Regel sind die heutigen Scheinwerfereinstellgeräte mit einem digitalen Luxmeter ausgestattet, siehe Abbildung 10.
Wird der Blendwert deutlich überschritten, muss der Scheinwerfer ausgetauscht werden, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden.
Einstellung eines Scheinwerfers mit dem Scheinwerfereinstellgerät (SEG V).
04:39 min
Wir haben Ihnen bereits die Grundlagen und Tools vorgestellt, die für eine optimale Scheinwerfereinstellung notwendig sind. Neben einem qualifizierten Werkstattmitarbeiter und einem korrekt eingerichteten Scheinwerfereinstellplatz* ist das „Herzstück“ dabei natürlich das Scheinwerfereinstellgerät (SEG). Grundsätzlich kann die Einstellung sowohl mit einem analogen SEG als auch mit einem digitalen SEG erfolgen.
In den folgenden Praxisbeispielen zeigen wir anhand ausgewählter Fahrzeuge den typischen Ablauf einer Scheinwerfereinstellung – jeweils anhand des analogen SEG IV und des kamerabasierten (digitalen) SEG V von Hella Gutmann Solutions.
Wie bereits erwähnt, wird diese Methode heute noch hauptsächlich bei Fahrzeugen genutzt, bei denen der obere Spiegelrand der Scheinwerfer höher als 140 cm über der Standfläche liegt. Das Fahrzeug wird auf einer ebenen Fläche, die nicht horizontal zu sein braucht, in 10 m Abstand vor einer senkrechten, hellen Wand aufgestellt.
Folgende Linien müssen auf der Wand aufgebracht werden.
Linie A
Fahrzeuglängsachse bis zur Prüfwand verlängern und durch eine senkrechte Linie kennzeichnen.
Linie B und C
Abstand X der Scheinwerfer (Mitte zu Mitte) am Fahrzeug ausmessen und das Maß symmetrisch zur Linie A auftragen.
Linie D
Im Abstand „e“ unterhalb der Linie H auftragen.
Linie H
Höhe Scheinwerfermitte – Standfläche ausmessen und auf der Prüfwand parallel zur Standfläche auftragen.
Den rechten Scheinwerfer abdecken und den linken Scheinwerfer so einstellen, dass der waagerechte Teil der Hell-Dunkel-Grenze die Linie D berührt. Danach den Scheinwerfer seitlich ausrichten. Der Knick zwischen dem waagerechten und dem ansteigenden (asymetrischen) Teil der Hell-Dunkel-Grenze, muss auf der Linie B liegen. Anschließend den rechten Scheinwerfer genauso einstellen. Der Knick der Hell-Dunkel-Grenze liegt hier auf der Linie C.
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