EINE MILLION KILOMETER 31 ausreichendem Umfang und mit höchstem Anspruch an Verläss lichkeit zu testen“, sagt Kellner. Und: Der Bedarf wird wei ter steigen, je mehr Fahrzeuge mit Fahrerassistenzlösungen ausgestattet werden, zumal die se zunehmend anspruchsvoller und komplexer werden. „Jeder Schritt in Richtung autonom fahrender Autos verlangt nach neuen Testverfahren. Früher hatten Fahrzeuge eine einzige Frontkamera an Bord“, erläutert Tom Lüders, Director Testing Solutions bei HELLA Aglaia. „Demnächst werden es bis zu 14 Kameras, dazu noch Radarsen soren, Laserscanner und wei tere Sensoren zur Vermessung der Fahrzeugumgebung.“ Alle diese Komponenten müssen auf ihre Funktionalitäten getestet werden. „Je anspruchsvoller die Fahrerassistenzsysteme werden, desto komplexer wird auch das Zusammenspiel unterschiedlicher Sensoren. Damit nehmen auch die > Insbesondere in dörflichen Umgebungen ist die Objekterkennung eine Herausforderung, wenn die Assistenz systeme Mischsituationen aus Fußgängern, Rad fahrern und anderen Verkehrs teilnehmern bewerten müssen. T H C I R E B Z N A N I F Je anspruchs- voller die Assistenz- systeme, desto komplexer das Zusammenspiel der Sensoren. Damit steigen auch die Anforderungen an uns, diese Komponenten und ihre Funktionen zu testen. Tom Lüders, Leiter Testing Solutions, HELLA Aglaia dern, müssen dagegen unter realen Alltagsbedingungen in Städten oder auf Landstraßen stattfinden – oder das Datenma terial nutzen, das dort erhoben wird. „Auch, weil solche Tests uns Entwicklern ein deutlich besseres Gefühl geben, wie sich eine Software in der Realität verhält“, sagt Kellner. findet er ein Beispiel aus der analogen Zeit: „Angenommen, Sie führen eine riesige Bücherei mit Tausenden Werken. Wirklich nutzbar ist diese Bibliothek nur, wenn Sie alle Bücher richtig geordnet und kategorisiert haben. Ohne ein gut geführtes Karteikartensystem wäre sie unbrauchbar.“ Sind die Fahrer von HELLA Kellner geht zu seinem Arbeitsrechner und öffnet das Verzeichnis des neuesten Pro jekts, in der von HELLA Aglaia speziell entwickelten Daten bankverwaltung. Ein Datensatz hat die Größe von 13 Gigabytes und repräsentiert knapp eine Minute Videodaten, aufgezeich net von einer Kamera, die ihre Umgebung realitätsgetreu erfasst. Denn darauf kommt es an: die visuelle Welt in die Datenbank zu holen, Elemente zu kennzeichnen und diejenigen Abschnitte herauszufiltern, die für Tests relevant sind. „Diese Datenmengen sind notwendig, um Assistenzfunktionen in Aglaia auf realen Strecken unterwegs, zeichnen sie mit Kameras die Umwelt so auf, dass diese Bilder für virtuelle Testfahrten genutzt werden können. Die Systeme, die geprüft werden, rufen ihre Funktionen dann auf Basis der Bilder ab, die man ihnen einspielt. „Capture & Replay“ heißt der Prozess – ein mal aufgenommen und immer wieder abspielbar, eine virtuelle Testfahrt also. Das spart Geld, ist deutlich weniger aufwen dig. Nur so lassen sich die Hunderttausende von Testkilo metern überhaupt realisieren. Für besondere Ansprüche, für die weder echte Straßen noch Testgelände ausreichen, kann Aglaia spezielle Szenarien auch im Rechner generieren. Grundlage für diese Tests sind riesige Datenmengen. Ulrich Kellner ist da für verantwortlich, diese zu akquirieren, auszuwerten und so zu kennzeichnen, dass man sie auch findet, wenn man sie braucht. Zum Beispiel, wenn man herausfinden möchte, ob ein neues Fahrerassistenzsys tem zur Objekterkennung die Botts’ Dots in Las Vegas richtig einschätzt. Kellner, studierter Maschinenbauer, begann seine Karriere 1984 bei HELLA. 2008 kam er zu Aglaia nach Berlin. Um seinen Job zu beschreiben,